Staatstheater Augsburg Anfang Juni 2023: Das Staatstheater mitten in Augsburg ist seit Jahren eine millionenschwere Großbaustelle.
Bildrechte: BR/ Johannes Hofelich

Staatstheater Augsburg

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Augsburger Staatstheater soll zum "Herzschlag der Kultur" werden

Das Staatstheater Augsburg wird umfassend saniert. Die Bauarbeiten schreiten voran, verzögern sich aber - und auch die Kosten für das Großprojekt sind explodiert. Doch der Aufwand wird sich für Kultur, Tourismus und Wirtschaft lohnen, sagt die Stadt.

Das Staatstheater ist seit Jahren - abgesehen vom Hauptbahnhof - Augsburgs Großbaustelle. Auch wenn man von außen bislang kaum Veränderungen sieht, innen hat sich sehr viel getan. Alle Räume wurden entkernt. Das Herzstück, der 26 Meter hohe Bühnenturm, wird mit einem gigantischen Stahlgerüst ausgestattet, um künftig die schwere Bühnentechnik zu tragen. Noch in dieser Woche sollen die Bauarbeiten auch außen deutlich sichtbarer werden, sagt der leitende Baudirektor Norbert Reinfuss. Ein 65 Meter hoher Kran werde für die nächsten Bauschritte aufgestellt.

Viele Diskussionen um explodierte Kosten

Der unübersehbare Kran dürfte die Diskussionen über das Großprojekt wieder anfeuern: zum einen darüber, ob die große Sanierung überhaupt sinnvoll ist. Und zum anderen besonders über die explodierenden Kosten. Im vergangenen Sommer sorgte die aktualisierte Kostenberechnung für viel Unmut. Die Prognose damals: Bis zur baulichen Fertigstellung wird das Projekt insgesamt 340 Millionen Euro kosten - und damit fast doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt.

170 Millionen Euro werden für die Sanierung des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes, des "Großen Hauses", benötigt, sagt Norbert Reinfuss. Derselbe Betrag ist für das "Kleine Haus" veranschlagt, das neu gebaut wird. Mit diesem Geld müsse man auskommen, sagt Reinfuss. "Wir hoffen, dass keine großen Katastrophen, wie etwa steigende Baukosten oder insolvente Baufirmen, dazwischen kommen".

Weitere zeitliche Verzögerungen

Großes und Kleines Haus sollten eigentlich bis 2027 und 2028 fertig gestellt sein. Doch es gibt zeitliche Verzögerungen, sagt Baudirektor Reinfuss. Bis 2028 müsse das Große Haus baulich fertig gestellt sein, die Neubauten sollen zeitlich verzögert dann 2029 folgen. Der Bauleiter jedenfalls ist optimistisch: "Wir fahren mit dem großen Dampfer Staatstheater voraus, es gibt kein Schlingern mehr."

Bis dahin läuft der Spielbetrieb in Augsburg, also Oper, Ballett und Theateraufführungen, weiter an mehreren Ersatzspielstätten: der Kongresshalle, dem Martinipark, der Freilichtbühne am Roten Tor sowie der Brechtbühne im Ofenhaus auf dem Gaswerkgelände.

Ersatzspielstätten: Große Belastung für die Mitarbeitenden

Die Interims-Spielstätten werden sehr gut angenommen, sagt Intendant André Bücker. 30 Premieren pro Saison - am Wochenende steigt etwa die Premiere zu "3 Musketiere" auf der Frelichtbühne am Roten Tor - und 200.000 Zuschauerinnen und Zuschauer pro Jahr bewiesen, dass Augsburg eine Theaterstadt sei. Doch zugleich sei das Bespielen an verschiedenen Orten sehr anstrengend für die Mitarbeitenden. "Wir sind seit sechs Spielzeiten in einem Provisoriums-Betrieb. Das funktioniert auch alles gut, aber das geht auf die Knochen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und wir haben allmählich schon Sanierungsbedarf in den Interimsspielstätten", sagt Bücker.

"Es fallen viele Wege an, da Theater, Oper und Ballett sich über die ganze Stadt verteilen." Es brauche viel Logistik, Planung und viele LKW-Transporte, um den Kulturbetrieb aufrechtzuerhalten. "Viel hin und her - massiv anstrengend", fasst der Intendant zusammen.

Er habe auch beobachtet, dass die Sehnsucht vieler Menschen in der Stadt nach Kultur und Theater groß sei - und viele sich wünschten, dass Aufführungen endlich wieder an einem zentralen Ort, also dem Großen Haus mitten in Augsburg, stattfinden können.

Staatstheater als "Herzschlag der Kultur in der Stadt"

Der Augsburger Kulturreferent Jürgen Enninger steht fest hinter dem Großprojekt. Zumal in den Planungen für das Staatstheater die Bürgerinnen und Bürger beteiligt worden seien. Das Staatstheater sei für alle gedacht. "Es soll der Herzschlag der Kultur in der Stadt sein, der in die ganze Stadt ausstrahlt", sagt Enninger. Auch die freie Szene könne sich hier entwickeln.

Und man dürfe auch die wirtschaftliche Bedeutung des Staatstheaters nicht vergessen: Es sei ein Arbeitgeber mit großer Belegschaft, sorge auch für Taxifahrten und Hotelübernachtungen und sei damit für den Tourismus wichtig. "Das Theater ist in einer Stadt wie Augsburg ein Motor für eine starke Kultur und Kreativwirtschaft."

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