Drei Forellen, fotografiert in einem bayerischen Gewässer.
Bildrechte: picture alliance / blickwinkel/A. Hartl | andreas hartl

Erstmals sind nun die Forellen in Deutschland gefährdet.

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Neu auf der Roten Liste: Forelle nun als "gefährdet" eingestuft

Die Rote Liste der Süßwasserfische hat ein Update bekommen. Und erstmals gelten nun auch die Forellen in Deutschland als "gefährdet". Früher gab es in Bayern viele Forellen, doch der Klimawandel und der Verlust von Lebensräumen setzen dem ein Ende.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die Forelle gilt in Deutschland erstmals als gefährdeter Fisch. Das geht aus der neuen Roten Liste für Süßwasserfische und Neunaugen in Deutschland hervor, die jetzt veröffentlicht wurde. Insgesamt seien 21 Arten in einer Gefährdungskategorie hochgestuft worden, berichtete das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, das die Liste präsentierte. Damit gelten jetzt mehr als die Hälfte der einheimischen Arten als "gefährdet" oder sogar schon als "ausgestorben". Die Liste wurde erstmals seit 2009 aktualisiert. Neunaugen sind fischähnliche, stammesgeschichtlich sehr alte Wirbeltiere.

Immer weniger Forellen in Bayern

Die Forelle - mit lateinischem Namen "Salmo trutta" - wurde von "nicht gefährdet" auf "gefährdet" hochgestuft. Die Berliner Wissenschaftler schätzen den Bestand nun in fünf Bundesländern als rückläufig ein - darunter auch Bayern und Baden-Württemberg, wo einst viele Forellen gelebt haben.

Süßwasserfische und Neunaugen in Deutschland: Jede zehnte Art ausgestorben

Insgesamt ist von den Süßwasserfischen und Neunaugen den Forschern zufolge schon jede zehnte Art ausgestorben - viermal mehr als im Durchschnitt der anderen europäischen Länder. Zu den Ursachen gehörten der Klimawandel und der Verlust von Lebensräumen - denn viele Gewässer in Deutschland werden verbaut oder verschmutzt, sagte IGB-Forschungsgruppenleiter Christian Wolter, einer der Hauptautoren der Roten Liste.

Verlust von Lebensräumen

Nach IGB-Angaben fehlen vielerorts sogenannte Altarme und flach überflutete Auen, in denen sich die Fischbrut ungestört entwickeln kann. Dafür gibt es in Deutschland viele Wehre und Dämme, die die Fischwanderwege unterbrechen, das sei eine wichtige Ursache für den Rückgang vieler Arten. Hinzu käme eben der Anpassungsdruck durch den Klimawandel, der für höhere Wassertemperaturen und weniger Sauerstoff in den Gewässern sorgt.

Immer mehr Arten gefährdet

Auf der Liste werden nun 38 Arten als "gefährdet" eingestuft, 2009 waren es erst 22 Arten. "Wir sehen eine sehr deutliche Verschlechterung der Gefährdungssituation der einheimischen Süßwasserfische und Neunaugen in den letzten vierzehn Jahren", sagt Wolter.

Mehr als die Hälfte der Arten gefährdet oder ausgestorben

Derzeit gelten demnach 52 Prozent der Arten als "gefährdet", "verschollen" oder "ausgestorben" - exakt 47 der 90 etablierten einheimischen Arten. Nur 36 Prozent gelten als "ungefährdet". Die restlichen Arten sind "extrem selten", stehen auf der Vorwarnliste oder können mangels Daten nicht eingestuft werden.

"Für die meisten Süßwasserfische und Neunaugen sind die wichtigsten Gefährdungsursachen und geeignete Hilfs- und Schutzmaßnahmen seit Langem bekannt", sagte Wolter. "Ein großes Problem ist, dass uns als Gesellschaft oft andere Funktionen vor allem der Fließgewässer wichtiger sind: Hochwasserschutz, Schifffahrt, Entwässerung, Abwassereinleitung, Stromerzeugung, Wasserentnahme, Wärmeeinleitung zählen hier mehr als ökologische Kriterien."

Störe gelten als besonders gefährdet

Als besonders gefährdet gelten auch die Störe: Sieben der acht in Europa vorkommenden Störarten seien europaweit "vom Aussterben bedroht", die achte Störart gelte inzwischen als "stark gefährdet", schreibt das IGB. Auch der Atlantische Lachs (lateinisch: "Salmo salar") sei in Deutschland trotz Wiederansiedlungen weiterhin vom Aussterben bedroht. "Die Durchgängigkeit der Flüsse für Wanderfische wie den Atlantischen Lachs muss weiter verbessert werden, allein schon, um die Gefährdung dieser kälteliebenden Art durch den Klimawandel abzumildern", so Forscher Wolter.

Mit Informationen von dpa.

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