Papst Franziskus spendet den traditionellen Segen "Urbi et Orbi"
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Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft zu einem sofortigen Frieden im Gaza-Krieg aufgerufen.

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Urbi et Orbi: Papst ruft zu Frieden im Nahen Osten auf

Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft zu einem sofortigen Frieden im Gaza-Krieg und einer dauerhaften Lösung am Verhandlungstisch aufgerufen. Bereits am Heiligabend hat er einen eindringlichen Appell für den Frieden ausgesandt.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft zu einem sofortigen Frieden im Gaza-Krieg und einer dauerhaften Lösung am Verhandlungstisch aufgerufen. "Ich flehe darum, dass die Militäroperationen mit ihren entsetzlichen Folgen unschuldiger ziviler Opfer eingestellt werden", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag vor mehreren Zehntausend Menschen auf dem Petersplatz in Rom. Franziskus mahnte auch zu Frieden in anderen Konfliktregionen wie der Ukraine, Syrien und der Sahelzone. Zugleich verurteilte er die Geschäfte der Rüstungsindustrie.

Nach seiner Ansprache spendete das Oberhaupt von insgesamt 1,3 Milliarden Katholiken den Segen Urbi et Orbi, also der Stadt und dem Erdkreis.

Nein zum Krieg zu sagen, bedeute, Nein zur Logik des Krieges und zu Waffen zu sagen, führte der Papst aus. Eindringlich sprach er über die Lage der Menschen in Israel und im Gazastreifen: "Ich umarme sie alle, insbesondere die christlichen Gemeinschaften in Gaza, die Pfarrei in Gaza, und im gesamten Heiligen Land."

Franziskus fordert Freilassung der Geiseln und Ende der "Militäroperationen"

Er trauere um die Opfer "des verabscheuungswürdigen Angriffs vom 7. Oktober", so Franziskus. Er forderte erneut die Freilassung der Geiseln sowie die Einstellung der Militäroperationen, die unschuldige zivile Opfer träfen. Der Papst rief dazu auf, Hilfslieferungen zu ermöglichen. Die palästinensische Frage brauche eine Lösung durch aufrichtigen und beharrlichen Dialog zwischen den Parteien, den die internationale Gemeinschaft unterstützen müsse.

Der Papst erinnerte auch an die Kriege und Konflikte in anderen Ländern der Erde, darunter die Ukraine. Auf dem Petersplatz hatten sich Tausende Menschen versammelt, um ihm zuzuhören. Darunter waren einige, die palästinensische Flaggen zeigten.

Appell für Frieden an Heiligabend

Bereits in der Christmette an Heiligabend hat Franziskus im Petersdom einen eindringlichen Appell für Frieden ausgesandt. Das Oberhaupt der etwa 1,3 Milliarden Katholiken erinnerte am Sonntagabend bei dem Gottesdienst im Vatikan an die Weihnachtsbotschaft "Friede auf Erden den Menschen". Mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten fügte Franziskus hinzu: "Unser Herz ist heute Abend in Bethlehem, wo der Friedensfürst noch immer von der zum Scheitern verurteilten Logik des Krieges zurückgewiesen wird, vom Lärm der Waffen."

Gott breche nicht "mit grenzenloser Macht herein", er bezwinge das "Unrecht nicht von oben herab mit Gewalt, sondern von unten her mit Liebe", sagte Franziskus.

In Bethlehem im Westjordanland, der biblischen Geburtsstätte Jesu, wird Weihnachten eher in gedrückter Stimmung begangen. Angesichts des Kriegs zwischen Israel und der Hamas hatten Stadtrat und Kirchenvertreter beschlossen, auf "unnötig festliche" Feiern zu verzichten. Auch der übliche Besucheransturm blieb aus.

Tausende Menschen verfolgen Gottesdienst im Petersdom

An dem Gottesdienst im Petersdom nahmen nach Angaben des Vatikans etwa 7.000 Menschen teil. Zudem wurde das Geschehen auf dem Petersplatz vor der Kirche von Tausenden auf großen Bildschirmen verfolgt.

Im Petersdom leitete der Papst die Christmette persönlich. Der 87-Jährige blieb wegen eines Knieleidens aber die meiste Zeit sitzen. Franziskus rief die Gläubigen auf, sich gerade zu Weihnachten Gedanken über ihr Gottesbild zu machen.

Papst kritisiert in Predigt auch Konsumgesellschaft

Wie im Jahr zuvor wandte er sich in seiner Predigt im Petersdom gegen eine Kultur des "Konsums". Die Vorstellung von Gott als "mächtiger Herrscher", der mit "weltlichem Erfolg und dem Götzendienst des Konsums in Verbindung steht", sei falsch. "Es besteht nämlich die Gefahr, dass wir das Weihnachtsfest begehen, mit einer heidnischen Vorstellung von Gott in unseren Köpfen. So als wäre er ein mächtiger Herrscher, der im Himmel ist; ein Gott, der mit Macht, weltlichem Erfolg und dem Götzendienst des Konsums in Verbindung steht."

Der Papst fuhr fort: "Immer kehrt das falsche Bild eines unbeteiligten und nachtragenden Gottes wieder, der die Guten gut behandelt und sich über die Bösen erzürnt; eines Gottes, der nach unserem Bild geschaffen ist und nur dazu dient, unsere Probleme zu lösen und uns von Übeln zu befreien." Es gebe jedoch keinen "kommerziellen Gott des 'Alles und sofort'". Gott komme zu den Menschen, "um die Wirklichkeit von innen heraus zu verändern".

Franziskus sagte weiter: "Das ist das Wunder von Weihnachten: keine Mischung aus kitschigen Gefühlen und weltlichem Trost, sondern die unglaubliche Zärtlichkeit Gottes, der die Welt rettet, indem er Mensch wird."

Mit Informationen von KNA, dpa und AFP

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Papst Franziskus ruft zu Frieden im Nahen Osten auf
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